Ahus nach Borrby

Es tröpfelte auf das Zelt, das weckte mich und ich stand auf. Der Platz war noch ruhig, einige Ältere hatten gestern Party gemacht mit alten Gassenhauern aus den 70ern. Aber auch nicht wirklich laut. Es floss wohl der ein oder andere Tropfen.

Aber meistens sind wir so müde, dass wir tot in den Schlafsack fallen. 

Bald stießen auch meine anderen Weggefährten dazu. Ian braucht manchmal noch eine extra Einladung. Es gab auf dem Campingplatz keine Sitzgelegenheiten. Also frühstückten wir auf unserer Decke. Das Sitzen auf dem Boden verlernt man ja total. Ich habe versucht, mich daran zu gewöhnen, und so langsam wird es bequemer. Gerade der Schneidersitz ist anspruchsvoll. Die Hüfte ist doch ganz schön eingerostet. Aber so langsam wird es.

Apropos Wehwehchen: Seit ein paar Tagen funktioniert meine linke Hand nicht mehr so. Ich vermute durchs ständige Aufstützen beim Radeln ist irgendein Nerv eingeklemmt. Knöpfe zumachen oder mit links schalten ist gerade eine Herausforderung. Egal, das wird schon wieder, solange ich lenken kann. Denn wer bremst hat Angst 😉.

Nach dem Frühstück fingen wir an zu packen. Auch das wird zur Routine so langsam. 

Das Wetter besserte sich.

Wir sattelten alles auf und ich fragte wohin. Ja, da hat sich keiner einen Kopf gemacht. Also suchten wir noch ein Ziel. Wir entschieden uns für 67km. Oha. Mal sehen was die Strecke uns diesmal so zu bieten hatte. Wir fuhren wieder auf dem Sydostleden Richtung Süden. Traumhafte Landschaften und Radwege. Ich dachte,    Polen hätte gute Wege. Die Schweden haben bisher die geilsten Radwege und die rücksichtsvollsten Autofahrer. Ruhig, gelassen und geduldig. Die Straßen sind auch nicht so stark befahren.

Die ersten 40km waren wieder hügelig. Es war wieder an der Zeit, Bergwertungen zu sammeln. Die Schenkel brannten regelmäßig beim Hochfahren. Und bei einigen gab es am Ende noch mal eine extra Steigung, dass man sicher ging, dass die Lunge ordentlich arbeiten musste, nicht nur bei mir. Die Wertungen gingen wieder mal an Ian. Aber wir waren nicht weit auseinander 😉 Einmal mussten tatsächlich alle schieben. Aber das war kein Problem, wir haben ja Zeit.

Wir machten eine Pause in Simrishamn. Kleine Altstadt und viele Touristen, aber sehr nett. Wir picknickten auf einem Platz und genossen die Atmosphäre.

Der zweite Teil, noch 15km, entpuppte sich als sehr hart. Es gab eine konstante steife Brise von vorn mit leichteren Hügeln als der erste Teil. Aber die Brise kostete Kraft (für erfahrene Radler: der belgische Kreisel funktioniert anscheinend nur bei den Profis).

Wir brauchten ewig für die letzte Etappe. Schließlich erreichten wir erschöpft den Campingplatz. Das nette blonde Mädchen an der Rezeption sagte, dass wir uns erst einen Platz suchen sollten, bevor wir uns anmelden. Wir erkundeten die Zeltmöglichkeiten. Der erste Bereich war voll. Ok. Wir fuhren zum zweiten Bereich gleich hinter den letzten Wohnwagen im Wald. Nix. Kein Pläzchen für uns. Also gingen wir zurück zur Rezeption und fragten nach anderen Möglichkeiten. Einer der jungen Leute meine, dass wir so eine Hütte mieten könnten. Wir handelten einen uns angemessenen Preis aus und sie meinten, sie prüfen erst, ob es wirklich keinen Platz gibt. Ansonsten bekommen wir die Hütte zu den ausgehandelten Sonderkonditionen. Natürlich fanden sie auch keinen Platz für zwei Zelte. Es gab eine Hütte. Festes Dach und Wände. Toll. Sogar mit Herd und Kühlschrank. 

Kein Zelt aufbauen. Klasse. Auf der kleinen Veranda konnte man gut sitzen und auf die anderen Camper schauen 😉.

Ich kochte noch rote Linsen mit Nudeln, denn wir brauchten Proteine und Kohlenhydrate. Nee, das war nicht der Grund. Aber Linsen, Chili und reichlich Knoblauch mit einer Dose Tomaten sind halt super einfach gekocht, auch auf dem Gaskocher. 

So ließen wir den Abend auf der Veranda ausklingen…