Die Borddurchsage von der Fähre weckte uns um 6:00 mit „We are sailing“ vom guten alten Rod.
In den Kojen regte es sich, denn es war noch früh, doch um 7:30 sollte das Schiff schon anlegen. Also raus aus den Betten, fertig machen und schauen, was es für Frühstücksmöglichkeiten gab.
Um 6:20 standen wir vor dem Schiffsrestaurant und fragten den Kellner, ob man hier frühstücken könnte. „Yes, if you have a ticket, it is free“. Das freute Ian besonders. Ich hatte nicht sonderlich Hunger. Ian packte sich die Teller voll. Und das Büffet war gerammelt voll, als wenn die Leute ausgehungert waren, wie Ian.
Um 7:00 sagte ich, dass wir noch die Kabine räumen müssen. Ian schickte uns vor, denn er war gerade bei seinem dritten Teller.
Wir räumten die Kabine, und mein Sohn kam dann auch endlich dazu.
Es ging alles sehr zügig.
Vom Schiff runter, sahen wir auch schon das Schild mit den Rädern, und wir stellten uns zu den anderen Radlern.
Plötzlich sprach mich ein Schwede auf Englisch an, wo wir denn hin wollten. Ich erzählte ihm unsere Geschichte in zusammengefasster Form und sagte zum Schluss, dass wir erst mal mit der Bahn nach Stockholm fahren wollen und dann südwärts.
Er grinste etwas peinlich berührt und meinte, dass das nicht geht. Wie bitte!? Er sagte, man darf in der staatlichen Bahn in Schweden keine Räder mitnehmen, und die sei auch nicht wirklich gut ausgebaut. Und die vielen Privatanbieter fahren nicht durchgängig über „Bundesländer“ hinweg, aber da darf man Räder mitnehmen.
Ich sagte ihm, das wir erst mal zum 10km entfernten Bahnhof in Karlskrona fahren würden. Er meinte, dann sehen wir uns dort bestimmt noch mal.
Nun kamen auch die Räder. Wir holten sie vom Trailer und beluden sie wieder.
Dann fuhren wir nach Karlskrona Downtown.
Nach einem gut geführten Radweg kamen wir an einem mini Bahnhof mit zwei Endgleisen an. Und da war auch wieder der nette Schwede.
Wir gingen zuerst in die kleine Bahnhofshalle, um die Info zu suchen. Keine Info. Oh, vielleicht in dem kleinen Shop. Der Shopangestellte meinte, alles online. Ich dachte, das kann doch noch wahr sein. Ian und ich checkten die Online-Seiten. Bei diversen Anbietern nicht so einfach.
Es gesellte sich der Schwede zu uns. Er erzählte, dass die Bahn in Deutschland richtig klasse sei und er mal mit dem Flixbus Deutschland durchqueren wollte, aber der Anbieter den Fahrradhänger nicht stellen konnte. Da musste er die Bahn nehmen. Er fand’s klasse und ganz peinlich für Schweden. Er meinte, die Privatisierung der Bahn in Schweden hätte das Chaos ausgelöst.
Da lobe ich mir die DB und nehme in Zukunft gern die Verspätung in Kauf.
Naja, das alles brachte uns nicht weiter. Wir saßen da am Bahnhof und wußten nicht wie wohin.
Der Schwede meinte, mit den Privaten würden wir an dem Tag auf keinen Fall in Stockholm ankommen, denn wir müssten teilweise noch radeln zwischen den Anbieterstationen. Evt. sogar viele Km. Er meinte noch, mit dem Rad ist es einfacher, nach Stockholm zu fahren.
Wir mussten uns erst neu sortieren und die neuen Infos sacken lassen.
Nach einer Weile des Schweigens diskutierten wir, was wir nun machen.
Nach Stockholm radeln und dann wieder die Strecke zurück? Darauf hatte keiner Bock, und unsere Motivation ging erstmal auf Null. Mit den sog. Öffis ging erstmal nix.
Wir entscheiden uns, weiter südlich zu fahren, erst mal ohne große Ziele.
Wir schauten uns Karlkrona an und verfolgten die Spur, die wir von Melanie bekamen, nach einer Geschichte von Nils Holgersson. Wir fanden die Sehenswürdigkeiten, die Melanie uns beschrieben hatte, z.B. die bronzene Königsstatue, die nachts von ihrem Sockel stieg.
Wir schauten uns noch die Festung an und ein paar andere Sehenswürdigkeiten. Nach ca. 2h suchte ich Richtung Süden einen Campingplatz.
In 30km Entfernung war ein Platz. Erst kauften wir ein, und dann fuhren wir los.
Die Tour war recht kurz im Gegensatz zu den anderen Etappen, aber sehr hügelig. Da musste man schon die Bandbreite der Gangschaltung nutzen, manchmal im kleinsten Gang.
Ich duellierte mich mit Ian um die Bergwertungen, die Ian auch ohne Training gut hinbekam. Ich denke, es war ausgeglichen😉.
Andere hatten da schon andere Schwierigkeiten. Ja, mit 40kg Gepäck kein Zuckerschlecken.
Nach ca. 2 h erreichten wir den 5 Sterne-Campingplatz. Der war wirklich gut. Ian und ich wollten noch baden gehen. Mein Vater bemerkte nur, dass niemand im Wasser ist. Ian und ich waren nicht aufzuhalten, denn es war ein sehr heißer Tag in Schweden. Wir gingen ins Wasser und wussten sofort, warum niemand drin war. Und wir wurden vom Ufer beäugt, denn wir waren ja nicht die einzigen hier. Also Mann oder Memme? Wir entschieden uns fürs kurze Bad. Aber es war schon frostig. Daran gewöhnten wir uns jedoch recht schnell, aber länger als 5-10min war nicht drin.
Danach waren wir akklimatisiert. Dann gingen wir das Abendessen an. Ich kochte auf dem Gaskocher was Leckeres. Ja, das geht wirklich.
Und der Abend neigte sich dem Ende zu. Die Sonne ging an dem wunderschönen Ort langsam unter…