Am Dienstag, dem 16. Januar beendete um 4.55 unser Wecker die Nachtruhe, da wir um 6.00 Uhr am Flughafen sein sollten, um um 8.00 die Maschine nach Cuzco zu nehmen. Wir mussten die Kinder
ziemlich scheuchen, die um 5.10 immer noch nicht aufgestanden waren. Als das Taxi pünktlich um halb sechs erschien, waren alle gerade fertig.
Um die Uhrzeit kam das Taxi gut durch. Wir sahen schon wieder etliche offene Lädchen und Straßenverkäufer. Wann schlafen diese armen Leute eigentlich mal? Schließlich arbeiten sie bis spätabends.
Nils hatte den Morgen noch im Dunklen auch Müllsammler beobachtet, die in aller Herrgottsfrühe Müllbeutel mitnahmen, bevor die Müllabfuhr kommt.
Die Zufahrtsstraße zum Flughafen sowie die Check-In-Halle war wieder voll mit Papst-Plakaten sowie bepinselten Mauern, die ihn willkommen heißen, schließlich wird er hier ankommen und abfliegen.
Dieses Mal gab es am Flughafen glücklicherweise keine Dramen wie in Panama-City. Jedoch flog unser Flugzeug statt um 8.00 erst um 9.15. Dabei war es noch nicht mal als verspätet angezeigt. Wir bekamen nach dem Check-In lediglich unsere Bordkarten mit dem Hinweis, dass das Gate noch nicht bekannt sei, da es zu früh sei. Später entdeckten wir, dass auf den Bordkarten unter Abflug 8.00 stand, jedoch bei Boarding-Time 8.30, was ja nicht so ganz passt. Es dauerte bis 6.45, bis unsere Flugnummer überhaupt auf den Monitoren angezeigt wurde, für 9.15, nun wussten wir wenigstens schonmal dies. Von "verspätet" stand dort nichts. Schön, so hätten wir ja auch bis 6.00 schlafen können. Wir platzierten uns auf einer Yogamatte vor einer Wand in Sichtweite zu dem Monitor, da es dort keine Stühle gab, bis um 8.00 endlich das Gate angezeigt wurde. Ian war dies peinlich, und er hielt gebührenden Abstand zu uns.
Um 9.25 flogen wir dann endlich los, 5 Minuten nach der regulären Landung. Cuzco ist von der Luftlinie her von Lima aus nicht viel weiter entfernt als Trujillo, also etwas mehr als 500 km, jedoch
benötigt der Bus 22 Stunden aufgrund des Gekurves über die Hochanden. Deshalb geht der Flug soviel schneller.
Wir bekamen im Flugzeug sogar einen Keks und ein pappiges Brötchen mit einer würzigen Frischkäsecreme. Erst nachdem Melanie es schon gegessen hatte, konnte Zoe herausschmecken, dass in der Creme
Huhn war, kleinpüriert. In diesen Ländern geht wirklich nichts ohne die armen Hühner. Eine normale Frischkäsecreme hätte es doch auch getan! Die längste Schlange war am Vorabend in der Fressmeile
natürlich auch bei Kentucky Fried Chicken. Diese Läden säumen die Fußgängerzone alle hundert Meter. Was in diesen Ländern an Massen von Hühnern gegessen wird, ist wirklich nicht normal. Sogar der
Sushiladen gestern in der Fressmeile bot sechs von acht Makisorten mit Huhn an, bloß eine mit Fisch, wie es ja eigentlich gehört, und eine vegetarische!
Das Flugzeug holte ordentlich Zeit auf und landete schon nach 55 statt 80 Minuten in Cuzco. Dort konnte man sich schon auf dem Weg zum Gepäckband aus einem Korb an Cocablättern bedienen, die
gegen die Höhenkrankheit hierzulande gekaut oder als Tee getrunken werden. Cuzco liegt ja mit 3399 m schon sehr hoch. Wir bedienten uns dann auch davon, um es mal auszuprobieren, besonders gut
schmeckten sie aber nicht.
Schon neben dem Gepäckband gab es die ersten Stände mit Tourveranstaltern, die aus den frisch eingetroffenen Touristen Kapital schlagen wollen und versuchen, ihnen Touren nach Machu Picchu oder
sonstwohin anzudrehen. Angeblich sollte man in Cuzco keine Tickets für Machu Picchu kaufen können, versuchte uns einer weiszumachen.
Auch die Taxifahrer waren gewieft. Der erste wollte 50 Soles für die 3,5 km zu unserem Hostel, 12,50€! Die nächsten beiden 40 Soles. Zu Fuß könne man nicht gehen, der viele Verkehr, Umwege und
was weiß ich, was sie uns alles anhand einer Straßenkarte erklärten. Der vierte wollte uns für 20 Soles bringen, aber bitte nur mit einem Abstecher in seinen Tourenverkaufsladen. Alles klar! Wir
schickten uns gerade an, zu Fuß zu gehen und die Preise außerhalb des Flughafens abzuwarten, als schon zwei Taxifahrer auf uns zuliefen und uns die Fahrt für 20 Soles (5€) anboten. (Selbst das
ist eigentlich hierzulande viel, aber Cuzco ist ein teures Pflaster.) Na also, man muss nur ein bisschen hart bleiben. Die Leute hier in Cuzco wollen die Touristen ausnehmen wie eine
Weihnachtsgans.
Das Hostel etwas außerhalb der quirligen Altstadt war sehr kalt, und unsere Zimmer waren zwar ganz nett zurechtgemacht, hatten jedoch statt Fenstern nur Lichtschächte. Es war sehr familiär, mehr wie eine kleine Pension, und der Besitzer hatte das Haus von seinem Großvater geerbt. Er schien großer Fußballfan zu sein und fragte sofort stolz, ob wir Guerrero kennen, einen peruanischen Nationalspieler, der beim HSV spielt. Wir bekamen einen kleinen Flur für uns, von dem unsere beiden Zimmer sowie beide Bäder abgingen. Es war alles etwas altbacken, aber sehr sauber und gepflegt.
Inzwischen war es mittags, und wir suchten ein Lokal mit einheimischem Essen auf, welches nur ein Stück weiter an der Straße lag. Der Hostelbesitzer hatte es uns empfohlen, und da wir seit Panama nichts typisches mehr essen mochten, war es wohl mal wieder an der Zeit, etwas hiesiges auszuprobieren. Der gepflegte Laden war gut besucht, sogar Indianer kehrten dort ein neben anderen Einheimischen und Touristen. Das alte Pärchen war sehr nett und ganz entzückend zu den Mädchen. Das Essen war einfach, aber schmeckte ganz gut und war blitzschnell serviert. Das Mittagsmenü hatte nach einer Quinoasuppe vier Fleischgerichte zur Auswahl, zweimal Huhn, zweimal Rind. Melanie sprang über ihren Schatten und aß Rind. Zum Nachtisch gab es viel zu süßen Erdbeerwackelpudding, und das Getränk war brauner, süßer nach Menthol schmeckender Saft oder Tee, den keiner außer Nils mochte. Der Preis war unschlagbar: 7 Soles pro Menü, also 1,75€.
Nach einer Mittagsruhe wegen der kurzen Nacht erkundeten wir Cuzco's Zentrum. Zoe zog es vor, im Bett zu bleiben, da sie fror. Draußen war es jedoch wärmer, aber das musste sie ja selber wissen.
Die Altstadt besteht aus entzückenden schmalen Gässchen mit Kopfsteinpflaster, Treppen und niedlichen Häusern und quillt über vor Touristen. Wenn man jedoch bei der Kathedrale um die Ecke biegt
und auf die Plaza de Armas gelangt, wird man schier erschlagen von dem imposanten Anblick! Der Platz ist riesig, es gibt dort mehrere alte trutzige Kirchen, er ist gesäumt von niedlichen
Kolonialhäusern, in der Mitte steht ein Springbrunnen, und das Imposanteste, was hier sozusagen das Sahnehäubchen ist, ist der wunderschöne Panoramablick auf die Berge drumherum mit Häusern
darauf. Wir waren alle sehr beeindruckt, und auch Romy fand, das sei die schönste Stadt, in der wir waren.
Auf dem Platz konnte man die Schönheit leider gar nicht ungestört genießen, da man ungelogen spätestens alle fünf Meter von der Seite angequatscht wurde von Verkäufern, die einen von Schmuck,
Mützen und Schals, Tüchern, Massagen, einem Restaurantbesuch oder Touren überzeugen wollten. Es fiel irgendwann schwer, da freundlich zu bleiben, da es wirklich anstrengend war.
Wir erstanden in einer Markthalle, die zum Bersten voll war mit Wollwaren, für Ian und Melanie Alpakapullover, die mit je 35 Soles (weniger als 10 €) unschlagbar günstig waren. Es war
inzwischen nämlich am Dämmern, und es war empfindlich kühl geworden. Romy jammerte unentwegt über ihre kalten Finger und wollte Handschuhe haben, wir fanden jedoch keine.
Wir wärmten uns anschließend in einem Café mit Blick auf den schönen Platz etwas auf und gingen danach zu Zoe zurück. Bald darauf durften die Kinder schlafen (was den Großen natürlich gar nicht
passte), denn inzwischen war es schon nach acht und sie hatten Schlaf nachzuholen.
Am nächsten Morgen hatte Nils wieder Magenprobleme (War es ein Rückschlag oder war ihm das einheimische Essen noch nicht bekommen?) und aß den ganzen Tag nichts. Zur Free Walking Tour raffte er sich dennoch auf. Es war draußen viel wärmer als im Hostel oder gestern Nachmittag, und wir hatten viel zu viel Kleidung angezogen und eingepackt. Der indianische Führer erzählte ganz nett, aber wir suchten leider mehrere Läden auf, für die natürlich fleißig die Werbetrommel gerührt wurde, sodass alles etwas den Charakter einer Verkaufsshow bekam. Die Mädels waren von dieser Tour jedoch mehr angetan, als von den bisherigen, da im Wollladen jeder Teilnehmer einen Alpakaschlüsselanhänger geschenkt bekam, in einem Musikinstrumenteladen uns kleine musikalische Darbietungen unterhielten und sie im Restaurant am Ende bei der Pisco Sour-Verköstigung leckere frische Limonade trinken durften.
Anschließend buchten wir eine Tour nach Machu Picchu bei einem Deutschen namens Harald, den unser Guide um drei Ecken kannte. Er bot uns ein günstiges Rundum-Sorglos-Paket an incl. siebenstündiger Taxifahrt zum letzten befahrbaren Ort, 1x Mittagessen, 1x Abendessen, zwei Hostelübernachtungen mit Frühstück, Eintritt und Guide sowie die Rückfahrt. Ohne Taxi hätte man vier verschiedene Busse nehmen müssen.
Wieder im kalten Hostel, legte sich Nils erstmal ins warme Bett, dem einzigen warmen Ort hier drinnen, da er sich nicht so fühlte und müde war. Wir anderen gingen zu einer Pizzeria, welche von den 56 Pizzerias hier in Cuzco (!) laut Trip Advisor die zweitbeste sein sollte. Wir waren auch wirklich begeistert.
Auf dem Rückweg trafen wir wieder mal auf Indianerinnen mit einem Alpaka, die sich hier öfter gegen Geld fotografieren lassen. Diesmal war das Alpaka sogar erst eine Woche alt. Den Mädels hatten wir zuvor so ein Foto versprochen, und die Indianerinnen warfen sich auch richtig in Pose.
Im Hostel fröstelte Melanie irgendwann zu stark, sodass sie sich schon um halb sieben ins Bett mit den drei Wolldecken legte, um sich aufzuwärmen und nicht mehr herauszukommen.
Am nächsten Morgen regnete es leider, und es sah, anders als an den vorherigen Orten, nach Dauerregen aus. Nils ging es besser, und er frühstückte mit. Die Brötchen waren schon seit Mindo nicht
mehr süß gewesen, und hier waren sie sogar knackig, bloß platt. Wir warteten anschließend in unseren kalten Zimmern den Regen ab, machten mit den Kindern Schulaufgaben, fragten irgendwann nach
Heizlüftern, bekamen tatsächlich zwei, von denen aber einer ständig zwischendurch ausging, und gingen um halb zwölf endlich raus auf einen Markt. Romy, unsere passionierte Fleischesserin, fand
die Hühner mit Krallen und Köpfen eklig, die dort zuhauf zu kaufen waren. Da es bald wieder regnete, gingen wir wieder zurück in unsere leicht wärmeren Zimmer. Später, als der Regen vorüber war,
erkundeten wir alle Cuzco, indem wir uns auf Hostelsuche für die Tage nach Machu Picchu begaben, denn in unserem bisherigen wollten wir nicht gerne wieder absteigen, da es uns einfach zu kalt war
und Melanie dort alles zu dunkel und altbacken fand. Wir fanden sofort ein Hostel, schauten noch etwas weiter, nahmen es dann aber. Auch zahlten wir bei Harald noch den Rest der Tour, bevor wir
in ein veganes Restaurant gehen wollten. Das unserer Wahl hatte jedoch noch geschlossen, und da die Mädels abgefüttert werden mussten, gingen wir vorerst für sie zu Mc Donalds am Hauptplatz, der
so dezent in einem hübschen Gebäude untergebracht war, dass man nur beim genauen Hingucken sieht, dass dort eine Imbisskette untergebracht ist. Das gleiche gilt für Kentucky Fried Chicken fast
nebenan sowie Starbucks Coffee schräg gegenüber.
Danach schlemmten Ian und Melanie in dem veganen Restaurant mit großer Auswahl und mit supernetter Bedienung Lasagne und Pestonudeln. Nils war noch vorsichtig und außerdem schnell satt und aß nur
etwas Salat. Danach hieß es schnell schlafen, da wir am nächsten Tag früh los mussten.