Am Freitag, dem 12.1. holten wir nach dem Frühstück à la Carte im Hotel zunächst die restliche Wäsche aus der Wäscherei ab, die gestern noch nicht trocken gewesen war, als wir zur einbestellten
Zeit kurz vor Geschäftsschluss dort antanzten. Nach einer Wartezeit von einigen "Minutitos" (Minütchen, ca. 15 an der Zahl) durften wir dann immerhin die Hälfte unserer Sachen mitnehmen, um 12
Uhr des nächsten Tages könnten wir dann den Rest abholen. Da unser Bus aber um 12.30 Uhr fahren würde, konnten wir die Dame auf 10.00 Uhr runterhandeln, was nun auch glücklicherweise geklappt
hatte.
Für die Busfahrt kauften wir noch Obst und Nüsse ein und mussten anschließend die Kinder scheuchen, die mit dem Packen zu trödelig waren. Schade, nun konnten wir nicht mehr in der Altstadt
bummeln gehen, und das Zentrum mit der Plaza de Armas hatten wir nur im Vorbeimarsch bei der Hostelsuche gesehen, obwohl wir bloß einen Block entfernt wohnten. Außerdem hatte Zoe ihrer Freundin
aus Appen ein Armband mit der Aufschrift "Trujillo" mitbringen wollen, da ihre Mutter zufällig aus dieser Stadt stammt und sie noch nie da war. Das ging nun leider nicht mehr.
Per Taxi (mit 8 S, also ca. 2€ zu teuer, normal sind 5 S) gelangten wir durch die verstopfte Stadt zum Busbahnhof und fuhren ca. 40 Minuten später mit einem super ausgestatteten Bus los nach
Lima. (Obwohl es dieselbe Busgesellschaft war, mit der wir nach Trujillo gefahren waren, und der Bus neulich mindestens 20 Jahre alt gewesen und etwas verranzt sowie ohne Klimaanlage gewesen
war.) Dieser schien nagelneu. Wir saßen diesmal oben ganz vorne mit bester Sicht bei angenehmer Temperatur in breiten, bequemen Liegesitzen mit viel Beinfreiheit und bekamen sofort ein warmes
Essen serviert. Jeder Platz hatte einen Anstecktisch eigens dafür. Es gab ein Getränk (wahlweise Wasser, Cola oder, na klar, Inca-Kola), würzigen Reis, Huhn (logisch), drei Pellkartoffelscheiben
mit Soße und einen ekligen grünen Wackelpudding mit Pfefferminzgeschmack, der intensiv nach Zahnpasta schmeckte. Wackelpudding wird hierzulande auch oft auf der Straße verkauft, scheint hier also
typisch zu sein.
Abends gab es noch eine Snackbox (mit dem Bild des Papstes drauf!) mit Keksen, Schokoriegel u.ä. sowie Tee oder Saft.
Wir fuhren wieder stundenlang nur durch Wüste, selten mal unterbrochen von einer Stadt, einer Siedlung oder auch mit einzelnen Häusern mitten im Nichts. Die Wüste wurde zunehmend zur Sandwüste
mit großen Dünen. Später sah man rechts oft das Meer hinter den Sanddünen. Ein riesiger Sandstrand😉.
Wir fuhren übrigens nicht die sogenannte Teufelskurve an der Küste längs, an der vor neun Tagen der Bus abgestürzt war, da sich die Straße ca. zehn Kilometer vorher teilte, rechts war
"Serpentinen" ausgeschildert, links "Variante". Wir fuhren die Variante. Da war es schon längst dunkel, da gegen 19 Uhr die Sonne untergegangen war.
Für die Strecke von 500 km waren ohne jegliche Zwischenstopps neun Stunden veranschlagt gewesen, wir brauchten 45 Minuten länger und kamen erst um viertel nach zehn an. Bei der Anfahrt zum
Busbahnhof durch Nebenstraßen lagen alle paar Meter Müllhaufen am Straßenrand.
Zum Hostel mitten im Zentrum Limas war es sehr nah, aber um diese Uhrzeit nahmen wir in dieser Großstadt trotzdem lieber ein Taxi. Der Fahrer wollte für die paar hundert Meter erst 15 S haben,
ging aber schnell auf 10 S runter, was auch noch deutlich zu viel war.
Nils hatte diesen Tag außer dem Frühstück und ein paar Keksen nichts gegessen in dem schaukeligen Bus, weil ihm ziemlich schnell schlecht war. Mit stundenlangem Reisekaugummikauen war es dann
aber gegangen. An den nächsten beiden Tagen war er dann richtig krank, sodass Melanie am Samstag mit den Kindern nur die fußläufig erreichbare Fußgängerzone ablief und am Sonntag in den Park
gegenüber ging. Um abends Wege durch die gefährlichen Straßen zu vermeiden, gingen sie Samstag in einen Pizzaladen unter dem Hostel, in dem sie sogar noch nach der Busfahrt gegen elf Uhr was
gegessen hatten. Nils hütete das Bett, hatte aber zum Glück ein sehr schönes schick renoviertes und ausgestattetes Altbauzimmer. Die Kinder hatten hingegen etwas Pech mit einem kleinen Zimmerchen
ohne Fenster.
Das Hostel ist in einem Gebäude von 1900 untergebracht, weshalb das Hostel auch "1900 Backpackers" heißt. Reiche Leute ließen es einst von einem französischen Architekten erbauen. Sogar Alexandre Gustave Eiffel, der Erbauer des Eiffelturms, hatte hier mitgestaltet.
Wir mussten unseren Aufenthalt um einen Tag verlängern, da wir Sonntag nicht sicher waren, ob Nils am Montag schon transportfähig wäre. Es ging ihm Montag jedoch endlich besser, sodass er zwar
kaum was essen mochte, aber immerhin konnten wir uns spontan zu einer Free Walking Tour anmelden. Zoe war nicht so begeistert.
Die Tour sollte von unserem Hostel aus starten, aber die Frau, die wir zunächst für unsere Führerin hielten, hetzte mit unserer Gruppe 20 Minuten durch die Straßen, durch ein Einkaufszentrum und
bis zu einer unterirdischen Bushaltestelle, die wie eine U-Bahnstation aussah. Dabei fragte sie öfter Leute und telefonierte, alles ohne eine Erklärung. Nach einer Weile begriffen wir, dass sie
jemanden sucht. An der Bushaltestelle wartete der Guide auf uns. Wir fuhren zwei Stationen Bus, durften ihm anschließend erstmal den Fahrpreis erstatten und begannen daraufhin die Free Walking
Tour, die er mit netten Anekdoten und Witzen garnierte.
Wir endeten mit einer Verköstigung in einem Spirituosenladen von verschiedenen Pisco-Sorten, einem 42%igen Maisschnaps, der meist gemischt getrunken wird. Die Sorten hier waren mit Maracuja, Kaffee u.a. aufgepeppt. Die beliebteste Sorte ist Pisco Sour, ein typisches Mixgetränk aus Pisco sowie peruanischen grünen Zitronen, Sirup, geschäumtem Eiweiss und einem Hauch Zimt auf dem Schaum. Ian bekam auch ein Probierglas in die Hand gedrückt, gab es aber wieder zurück, als er die Prozentzahl hörte.
Auf dem Rückweg erkundigten wir uns spontan in einem Reisebüro nach einem Flug nach Cusco. Wir hatten zuvor schon die Busticketpreise für die sicherste Buslinie erfragt, da wir immerhin 22
Stunden, also auch über Nacht, durch die Berge kurven würden. Nils wurde schon bei der Vorstellung fast schlecht, sodass wir uns nach etwas Überlegen tatsächlich spontan für den Flug entschieden,
der zwar insgesamt 105€ teurer war und frühes Aufstehen bedeutete, aber alles in allem bequemer war und uns einen Tag ersparte.
Abends suchten wir in dem nahen Einkaufszentrum nach einem Restaurant und entschlossen uns letztenendes für eine Fressmeile mit mehreren Ständen, da uns sonst nichts zusagte. So aßen wir zwar
günstig und jeder nach seinem Gusto, aber z.T. hintereinander und in einer wuseligen Fast-Food-Hallen-Atmosphäre. Dabei wurden wir zweimal von vielleicht siebenjährigen Kindern angesprochen, die
uns Lollis verkaufen wollten.
Gegen halb neun waren wir zurück und schickten die Kinder ins Bett, da wir um 6 Uhr am Flughafen sein mussten.