Nach einer Nacht in sehr bequemen Betten und hinter schalldämmenden Fenstern (das erste Mal!) sowie einem mittelmäßigen Frühstück (warme Burgerbrötchen mit geschmolzenem Käse oder Oliven, frischer Ananas- oder Papayasaft, nichts für Zoe, und Kaffee oder Tee), gingen wir am Mittwoch wieder an den 33 Optikern vorbei zum Busbahnhof. Dort klappte alles prima, nur die Toiletten dort waren wirklich unterirdisch ekelhaft und stanken entsetzlich! Gut, dass wir ein bisschen Toilettenpapier (man lernt dazu) und Händedesinfektion dabei hatten.
Wir fuhren stundenlang nur schnurgerade durch Wüste, wobei ab und zu Wellblechhütten am Straßenrand standen. Nach ca. der Hälfte der Zeit unterbrach Chiclayo, eine Großstadt mit ca. 500.000 Einwohnern, die Einöde, danach waren linkerhand wieder dunstige Berge zu sehen, und es säumten öfter kleine Dörfer und Städtchen die nun z.T. vierspurige Panamericana. Der Bus war zweistöckig, und eine Zeitlang waren hinter der Frontscheibe zwei Plätze frei, sodass Zoe und Melanie eine Weile die tolle Sicht genießen konnten, wenngleich dort kein Luftzug wehte und es etwas heiß war.
Nach etwas mehr als sieben Stunden erreichten wir kurz nach halb fünf Trujillo, eine Stadt mit 700.000 Einwohnern, deren Stadtkern mit einigen hübschen Kolonialbauten gespickt ist. Wir fuhren per Taxi zu dem Hauptplatz der Altstadt, wo es einige Hostels zur Auswahl gab. Nachdem wir einige abgeklappert hatten und insofern schon etwas die Altstadt kennenlernen konnten (Einige sehr schöne Häuser. Es gab auch hier auf einer Ecke mindestens zehn Optiker, außerdem häufen sich in der Fußgängerzone Spielcasinos.), kamen wir im hübschen Hotel Colonial unter, welches im Reiseführer "Hostal Colonial" hieß. Also wieder ein Hotel! Der Besitzer führte uns durch ein wahres Labyrinth an Gängen, Treppen und Innenhöfen in dem verwinkelten Kolonialhaus und zeigte uns erst ganz schrecklich zurechtgemachte enge laute Zimmer im hintersten und unschönen Winkel des Hotels, die eigentlich im Nebenhaus lagen. Er ging sofort mit dem Preis runter, als wir zögerten, und betonte bei den anderen Zimmern mehrmals, dass dies dann aber ein anderer Preis sei. Letztenendes war es immer noch eine der günstigsten Unterkünfte der ganzen Reise. Vielleicht machten wir mit unseren Wanderoutfits und mit den Rucksäcken keinen liquiden Eindruck auf ihn.
Das Essen abends in der nahen Fußgängerzone war furchtbar mit einem desolat angerichteten Salat mit Champignons aus dem Glas, Nudeln mit einer braunen unaromatischen Pampe (Pilzsoße mit Rotwein) sowie einer Pizza mit schrecklichem Boden und ebenfalls Glaspilzen. Der Laden war sehr gut besucht mit Einheimischen, was uns ziemlich verwunderte.
Am nächsten Tag besichtigten wir die Ruinenstadt Chan Chan vor den Toren Trujillos neben der Panamericana. Sie war einst die größte präkolumbische Stadt des amerikanischen Kontinents mit mehr als 60.000 Einwohnern und die größte Lehmziegelstadt der Welt. Die Chimú-Indianer erbauten sie um 1300 und lebten hier bis zur Invasion der Inkas um 1460. Es gab tausende von Gebäuden und neun Paläste, da nach dem Tode jedes Herrschers der Palast sein Mausoleum wurde und der neue Herrscher seinen eigenen Palast bekam. Einer der Paläste, der Tschudi-Komplex, ist restauriert und für Besucher hergerichtet. Auf den Kronen der Mauerreste aus Lehm wurde eine Betonmasse aufgetragen oder sie wurden überdacht, damit die Mauerreste erhalten bleiben. Diesen Tschudi-Komplex besichtigten wir mit einer englischsprachigen Führerin. Der Palast war ein wahres Labyrinth aus langen Gängen und mehreren ins Blinde führenden Türen aus jedem großen Raum, um Invasoren ihr Vorhaben zu erschweren.
Anschließend statteten wir dem ca. 1,5 km entfernten Chan Chan-Museum einen Besuch ab. Der Besuch war im Ticketpreis enthalten, ebenso wie der Eintritt in eine weitere archäologische Stätte auf der anderen Seite Trujillos, einem Sonnen- und einem Mondtempel der Moche-Indianer, die wir aber ausließen.
Wir zogen es vor, statt uns jetzt auch noch die Stätten der Moche-Indianer anzusehen, nun an den nahen Strand zu fahren. Der Taxifahrer setzte uns im Strandort Huanchaco neben Trujillo direkt am Hot Spot des Strandlebens ab, weil er meinte, Trujillo habe keinen Strand. Es war dort furchtbar mit Massen von Menschen an einem schmalen felsigen Strandabschnitt. Es schienen dort nur Einheimische zu sein, deren Aufmerksamkeit wir als helle Europäer in Badekleidung garantiert erregt hätten.
Wir überlegten, stattdessen in ein Café zu gehen, aber kehrten Zoe zuliebe, die Lust auf Meeresfrüchte hatte, in ein einheimisches Lokal mit einem improvisierten Dach über einer Garageneinfahrt ein, in dem viele Leute saßen. So appetitlich sah das dort aber alles nicht aus, und da Ian keine Meeresfrüchte isst und Melanie keinen rechten Hunger hatte, bestellten wir nur zwei Mittagsmenüs, bestehend aus Ceviche (sauer eingelegter Fisch), Hauptgericht und einer Inca-Kola. Inca-Kola ist in Peru ein Bestseller wie Coca Cola, ist quietschgelb und schmeckt gewöhnungsbedürftig nach Kaugummibrause. Unser Geschmack war sie gar nicht. Ein Menu kostete aber immerhin bloß 15 Nuevos Soles, also ca. 4€.
Da nun alle irgendwie nicht richtig abgefüttert waren, suchten wir jetzt doch ein Café auf. Auf dem Weg dorthin begann es tatsächlich zu regnen. In der Wüste! Hatten wir ein Glück! Das Café war
nur teilweise überdacht, sodass das Personal im Regen abwaschen durfte. Von dieser Küche gingen die Toiletten ab ohne Klobrille, Klorollenhalter, Klopapier, Seife und Handtücher. Sehr hygienisch!
Das Café war eigentlich nett und mit Liebe zum Detail für Touristen hergerichtet, bedurfte aber einer dringenden Erneuerung von einigen Gegenständen, wie z.B. komplett verrosteten Bistrostühlen
mit stark verblichenen und zerrissenen Polstern, die auf einem völlig zerfledderten, löchrigen ausgeblichenen Teppich standen. Das Essen und der Kaffee waren aber sehr gut.
Der Regen hatte inzwischen aufgehört. Per Bus fuhren wir zurück nach Trujillo. Der Bus schien nagelneu zu sein, denn die harten Plastiksitze waren noch alle einzeln in Plastkfolien verpackt.
Übrigens waren Plakate vom Papst in Trujillo und Huanchaco allgegenwärtig, da er am 20. Januar im Rahmen einer Tour durch Chile und Peru auch diese Städte besuchen wird. In Huanchaco waren ganze Strandabschnitte gesperrt, wo sie dabei waren, riesige Bühnen und Tribünen aufzubauen. (Und auch hier in großen Höhen ohne jegliche Sicherung!) Die Straßen waren gesäumt mit "Willkommen, Papa Francisco"-Bannern mit seinem freundlichen Konterfei, und sogar Mauern und Hauswände waren mit diesem Slogan oder gemalten Papst-Bildern kunstvoll bepinselt. (Dies ist in diesen Ländern üblich. Auch der Wahlkampf findet auf Mauern statt, sodass überall im Land die Namen ehemaliger Kandidaten die Mauern zieren mit markigen Sprüchen wie "Keiko Présidente 2016".)
In Trujillo hielt der Bus außerhalb der Altstadt, sodass wir einen kleinen Fußmarsch zum Hotel einlegten. Was übrigens auffiel, war die recht große Menge an VW-Käfern in Peru und speziell in Trujillo. Fast in jedem Straßenzug sah man eines der bei uns so seltenen Autos stehen oder fahren.
Abends kehrten wir in ein veganes Restaurant zwei Ecken neben unserem Hostel ein. Es war schlecht besucht, denn die Südamerikaner sind eher Fleischesser, und Trujillo hat nicht viele Touristen. Es war aber sehr lecker. Einziges Manko: Unsere Quinoaburger kamen eher als Sandwiches daher, denn statt der Brötchenhälften gab es zwei Vollkorntoastscheiben. Vermutlich waren die Brötchen aus, denn vorher war der Koch ca. zehn Minuten lang einkaufen gewesen. Brötchen hatte er wohl nicht bekommen. Beim Essengehen haben wir schon oft beobachtet, dass noch schnell was eingekauft wurde. Der größte Knüller war in Popoyán, als wir zwei gleiche Biere bestellten, sowieso nur noch eine Biersorte der Karte zu haben war, wir ca. 15 Minuten später kleinlaut eröffnet bekamen, es sei leider nur noch ein Bier der Sorte da, ob wir vielleicht noch ein zweites einer anderen Sorte nehmen würden und wir dann die zuerst georderte Sorte als Dosenbier bekamen. Da hatten sie beim Einkaufen wohl nur noch eine Dose der bestellten Sorte ergattern können.