Am Freitag, dem 22.12. reisten wir nach Pasto, welches in Richtung der ecuadorianischen Grenze liegt, nicht besonders hübsch sein soll und nur unser Zwischenstopp auf dem Weg nach Quito sein
würde. Ursprünglich wollten wir gar nicht in Pasto übernachten, sondern von dort aus weiter zur Laguna de la Cocha reisen, dem zweitgrößten See Kolumbiens, der von dort aus nicht weit ist. Von
dort aus wäre es nach zwei Nächten für die Weihnachtstage weiter nach Quito gegangen. Da wir aber in Popoyán wegen der Krankheit eine Nacht länger geblieben waren, kam es zeitlich nicht mehr hin,
denn wir wollten Heiligabend nicht im Bus sitzen. Also schauten wir am Donnerstagnachmittag nach Hostels am See über die Feiertage, bekamen aber für fünf Personen nichts mehr. Also hatten wir
wieder umdisponiert, den See ganz gestrichen und gleich Pasto und Quito gebucht. Kurz danach war es Ian schlecht gegangen und wir hofften, nicht wieder alles stornieren zu müssen, aber an dem
Morgen der Weiterreise war ihm nicht mehr schlecht. Er fühlte sich "nur" schlapp und hatte Haarspitzenkatarrh, der Arme, aber er würde ja die meiste Zeit im Bus sitzen.
Am Busterminal suchten wir an dem Morgen zunächst verzweifelt unseren Bus, denn er sollte in sieben Minuten fahren, es war also recht knapp. Der Ticketverkäufer der Busgesellschaft (es gab
bestimmt 20, alle mit extra Verkaufshäuschen und alle mit verschiedenen Zielorten) hatte uns grob nach links geschickt. Es gab insgesamt 50 durchnummerierte Bushaltebuchten, aber natürlich keine
Zielortanzeigen. Links, bei den Bummern 28 bis 50 stand aber kein Bus dieser Gesellschaft. Jemand anderes schickte uns ans rechte Ende. Wir hechteten also zu den Nummern 1 bis 4, die aber alle
woanders hinfuhren, wie wir von Fahrern und Passagieren erfragten. Also wieder zurück. In einem Bus sahen wir dabei die Holländerinnen aus San Agustín sitzen, die wir am Vorabend auf dem Rückweg
vom Restaurant übrigens schonmal in einem anderen Restaurant sitzen gesehen hatten. Der Ticketverkäufer kam nun rückwärtig aus seinem Häuschen und meinte, Bucht Nr. 30 wäre es. Der andere Bus,
der dort noch stünde, führe weg, dann käme unser Bus. Es war 9.59, um 10.00 sollte unsere Abfahrt sein. Der andere Bus fuhr nicht weg. Um 10.15 kam unser Kleinbus, stellte sich in 2. Reihe in
Bucht 29 und lud derart langwierig die Riesenkoffer der anderen Passagiere ein, dass wir um 10.30 letztenendes kosfuhren. Kolumbianische Pünktlichkeit...
Die Reise verlief dann aber problemlos. Wir hatten diesmal alle Reisetabletten genommen, und bis auf Nils merkte keiner was, obwohl wir sehr weit hinten saßen und die Panamericana sich hier
zweispurig durch die Anden schlängelt und z.T. auch mit schlechtem rumpeligem Asphalt versehen ist. Wir konnten endlich mal unbeschwert die grandiose Aussicht genießen. Bis auf Ian, der meistens
schlief.
Der Bus fuhr, wenn er konnte, recht rasant und vollzog häufig riskante Überholmanöver vor Kurven (es sind ja überall Kurven...) oder auch Kuppen, wo nicht selten tatsächlich jemand entgegen kam!
Schließlich war wirklich ständig ein langsamer LKW vor uns auf dieser zweispurigen Hauptverkehrsader, und sonst wären wir kaum voran gekommen. Zweimal durchfuhr der Fahrer ungebremst (vermutlich
gefakete) Straßensperren, wo jemand mit einem Stoppschild auf die Straße marschierte. Der sprang dann schnell beiseite. Gut, dass der Fahrer so abgebrüht war. Was die wohl gewollt hätten...
Die Gegend wurde um die "Straßensperren" herum eine Zeitlang trockener, sodass wir haufenweise riesige Kakteen sahen, das erste Mal auf dieser Reise. Auch wurden die Menschen ärmer, sodass die
Straße gesäumt war von herumsitzenden und z.T. bettelnden Menschen, sobald wir an einigen Häusern vorbei fuhren. Teilweise hatten die Bewohner riesige Puppen gebastelt, die die Hand aufhielten
und am Straßenrand saßen. Sie erinnerten im ersten Moment an die unechten Kinder, die einen zum langsameren Fahren animieren sollen. Später verschwanden die Kakteen und die Leute wirkten wieder
etwas wohlhabender.
Wir gelangten um 17 Uhr nach knapp sechs Stunden Fahrt für die 154 km und einer Rast nach Pasto, welches wirklich nicht sehr schön ist. Aber unser Hostel war top. Da wären wir gerne länger als eine Nacht geblieben. Nach einer schedderigen, unscheinbaren, langen Treppe von ca. 50 Stufen gelangte man durch ein verriegeltes Gittertor auf eine Dachterrasse mit einem fantastischen Ausblick über die Stadt und auf die Berge gegenüber. Das Hostel war blitzsauber, gepflegt und schön sowie sehr individuell gestaltet. Wir hatten einer 5er-Dorm für uns gemietet, der schicke Hochbetten besaß, und die Kinder waren begeistert und meckerten nicht wie sonst meist, wenn wir uns alle einen Raum teilen.
Anschließend fuhren wir per Taxi zu einer italienischen Pizzeria, die uns der supernette Hostelbesitzer empfohlen hatte. Zoe hatte keinen Hunger und blieb im Dorm. Selber Schuld! Die Pizza war wirklich gut! Ian konnte auch schon wieder etwas essen, wenn auch nur eine für seine Verhältnisse bescheidene Menge. Auf dem Rückweg ergatterte Romy für uns blitzschnell ein Taxi. Die große Maus hat auf dieser Reise auf jeden Fall schon mal Taxiheranwinken gelernt!