Kolumbien: Bogotá

Nach einem kurzen Flug von ca. 75 Minuten landeten wir in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens mit mehr als 7 Millionen Einwohnern und auf kühlen 2600 Metern gelegen. Wir mussten lange warten, bis wir aus dem Flugzeug steigen durften, und da wir wohl mit den Kindern und unserem hellen Äußeren auffielen, schnackten die Piloten sofort Nils an, ob er mal das Cockpit sehen möchte. Es entspann sich ein Gespräch über Airbus etc.. Derweil wurde Melanie von einer Stewardess auf unsere Reise angesprochen, und sie tauschten Tipps aus.
Im Flughafen war die Ausschilderung nur auf Spanisch und die Pfeile z.T. nicht eindeutig, sodass wir zwar als erstes aus dem Flughafenbus stiegen, uns aber letztenendes in eine riesige Schlange einreihen mussten und mehr als eine halbe Stunde auf die Passkontrolle warteten. Das Handy mit den Ausreiseflügen aus Kolumbien gezückt, bereit, es auf Verlangen vorzuzeigen, wurden wir nur ermahnt, hier seien keine Handys erlaubt! Das wars! Keiner wollte sehen, ob und wann wir ausreisen. Der ganze Aufriss umsonst! Naja, besser als andersherum!
Auf dem inzwischen stillen Gepäckband lagen einsam unsere beiden Rucksäcke, und nach Zollformalitäten erlösten wir 90 Minuten nach der Landung endlich den Taxifahrer, der uns vom Hostel bestellt worden war und sich mit seinem Schild "Nils Straub" wahrscheinlich die Beine in den Bauch gestanden hatte. Es flog mit ungefähr fünfzehn anderen Schildern hoch, kaum dass wir um die Ecke bogen, und wir sahen es sofort. Wenigstens das hatte super geklappt!
Draußen war es empfindlich kühl. Wir hatten uns schon vor dem Flug dementsprechend angezogen. Jacken besaßen wir jedoch alle nicht, und durch die Fleecepullis zog es durch. Das Taxi brauchte eine halbe Stunde bis nach Chapinero, unserem Stadtteil. Um viertel nach elf bezogen wir endlich unsere gut durchgelüfteten Zimmer, die natürlich keine Heizungen hatten, und gingen fröstelnd ins Bett. Zum Glück hatte das Hostel dem Klima angepasste Federdecken und nicht bloß Laken wie sonst überall (außer in unserem Regenwaldhostel in Santa Elena). Unten war übrigens wie in Panama-City allabendlich Barbetrieb, diesmal auch noch mit (zumindest guter) Musik. So mussten wir versuchen, bei "Light my fire" u.ä. in den Schlaf zu finden, denn die Ohropax hielten der Lautstärke leider nicht ganz stand.

Chapinero, der Stadtteil, in dem wir wohnten, war eine Mischung aus z.T. entzückenden Backsteinhäuschen, die uns an England erinnerten, und Wohnblocks.
Chapinero, der Stadtteil, in dem wir wohnten, war eine Mischung aus z.T. entzückenden Backsteinhäuschen, die uns an England erinnerten, und Wohnblocks.
Auch Chapinero. Im Hintergrund eine Bergkette, die Bogotá östlich begrenzt und die auf der Busfahrt die 6 km ins Zentrum (nur geradeaus) die ganze Zeit linkerhand zu sehen war.
Auch Chapinero. Im Hintergrund eine Bergkette, die Bogotá östlich begrenzt und die auf der Busfahrt die 6 km ins Zentrum (nur geradeaus) die ganze Zeit linkerhand zu sehen war.

Am nächsten Morgen mussten wir in dem Partnerhostel zwei Straßen weiter frühstücken, da das Haus nebenan abgerissen wurde und die Küche deshalb unbenutzbar war. Oberhalb der Küchenoberschränke klaffte ein riesiges Loch in der Wand, welches von einer Bauplane verhüllt war. Der Presslufthammer und die fallenden Steine waren unüberhörbar, und wir mussten uns bei der Wegerklärung an der Rezeption anschreien.

Später nahmen wir einen Bus ins Stadtzentrum, wo auch die Altstadt La Candelaria liegt. Wir stiegen an einer belebten Stelle der Hauptstraße aus dem Bus und stürzten uns rechterhand zu Beginn einer Gasse in ein unglaubliches Getümmel! Auf beiden Seiten der Gasse wurden an Ständen oder Decken Waren angeboten, ausnahmslos billige Kleidung oder grelles Spielzeug. Die Straße war voll von Plünnkram und Menschen. In Hamburg ist es höchstens auf dem Alstervergnügen so voll! Wir nahmen uns sehr vor Taschendieben in Acht und hielten Romy fest an der Hand. Auf jedem Meter redeten die Verkäufer hektisch auf einen ein, hielten uns etwas unter die Nase und versuchten, uns etwas anzudrehen. Innerhalb von Minuten waren wir von dem Gewusel und dem Lärm völlig reizüberflutet.

Am Ende der überfüllten Gasse der Blick zurück auf das hektische Treiben.
Am Ende der überfüllten Gasse der Blick zurück auf das hektische Treiben.

Als wir es wieder auf die Hauptstraße geschafft hatten, wechselten wir die Straßenseite und gelangten in ruhigere und sehr hübsche Straßen und Gassen sowie auf die große Plaza de Bolívar, das Herz der Stadt, die eingerahmt ist vom Palast der Gerechtigkeit im Norden (Gericht), dem Nationalkapitol von Kolumbien im Süden,  einer Kirche im Osten und dem Rathaus im Westen, und von unendlich vielen Tauben bevölkert wird. Wir erstanden in einem kleinen vollgestopften Lädchen in einer Gasse Ohrstecker für umgerechnet etwas mehr als 1 Euro. Melanie hatte sich ohne ihre Ohrstecker die letzten Wochen doch recht nackt gefühlt. Um keine Begehrlichkeiten zu wecken, hatten wir vor der Reise unseren gesamten Schmuck (und um Gepäck zu sparen auch die Schminke) zu Hause gelassen.

Die Plaza de Bolívar.
Die Plaza de Bolívar.
Die Altstadt La Candelaria.
Die Altstadt La Candelaria.

Wir gingen in der Altstadt für insgesamt etwa 11 Euro lecker Mittag essen. Das hatten wir noch nie so günstig erlebt! Es war ein schön zurecht gemachtes Restaurant im ersten Stock mit einer Auswahl von drei Gerichten und zwei Suppen. Wie in einer Kantine war offensichtlich alles schon fertig, denn es war blitzschnell serviert. Ungefragt gab es auch Früchte auf Einmaltellern vorweg, Mininachtisch sowie Eistee aus Plastikgläsern. Beim Rausgehen bezahlte man unten an der Tür.
Zoe regte sich ein paarmal über einen Mann am Nebentisch auf, der sein Huhn recht unappetitlich aß, die Knochen aufs Tischtuch legte und davon weiteraß. Schließlich fragte er uns auf Deutsch, ob wir aus Deutschland seien. Er käme aus Quito, Ecuador, und habe zehn Jahre in der Bundesrepublik gelebt. Zum Glück war Zoe gerade zur Toilette...

Anschließend nahmen wir ein Taxi zur Seilbahnstation, um auf den Cerro de Monserrate hinter der Altstadt hinauf zu fahren. Es war nicht viel los, aber es war offensichtlich zur Massenabfertigung ausgelegt. Wir konnten sofort bezahlen und hochfahren. Als wir ausstigen, befanden wir uns auf 3150m Höhe, so hoch wie auf unserer Gipfelwanderung in Guatemala, als die Mädchen Luftnot hatten. Oben steht eine recht schlichte Kirche, die eine Pilgerstätte ist. Und man hat natürlich einen fantastischen Ausblick auf die riesige Stadt, die sich bis zum Horizont erstreckt.
Als wir wieder unten ankamen, hatte sich schon eine beachtliche Schlange gebildet, dabei ging es inzwischen auf den Abend zu. Glück gehabt!

Bis zum Horizont erstreckt sich Bogotá.
Bis zum Horizont erstreckt sich Bogotá.
Vornean stehen die Türme des Finanzviertels - längst nicht so viele wie in Panama-City.
Vornean stehen die Türme des Finanzviertels - längst nicht so viele wie in Panama-City.
Die Seilbahnstation.
Die Seilbahnstation.
Die Kirche oben auf dem Berg.
Die Kirche oben auf dem Berg.
Und vor der Kirche wieder mal Weihnachtsdeko im american style.
Und vor der Kirche wieder mal Weihnachtsdeko im american style.
Die Deko zog sich runter bis zur Seilbahnstation...
Die Deko zog sich runter bis zur Seilbahnstation...
...und endete hinter der Kirche in Form von Osterdeko. Romy (vor dem Hasen) fand sie toll!
...und endete hinter der Kirche in Form von Osterdeko. Romy (vor dem Hasen) fand sie toll!
Dann ging's wieder runter.
Dann ging's wieder runter.
In der Halle der Seilbahnstation: Finde den Fehler!
In der Halle der Seilbahnstation: Finde den Fehler!
Die Station - für Massen ausgelegt!
Die Station - für Massen ausgelegt!

Abends gingen wir nahe unseres Hostels sehr lecker und unglaublich günstig in einem schön eingerichteten veganen Restaurant essen. Wir waren begeistert, wie man so schmackhafte Kuchen, Saucen und Quinoa-Burger zaubern kann! Diese veganen Kuchen übertrafen unsere bei weitem, es gab sogar Käsekuchen!

Freitag wollten wir wie in San José an einer Free Walking Tour teilnehmen. Zoe hatte seit der letzten Tour ein derart gestörtes Verhältnis zu diesen Stadtführungen auf Englisch, dass sie partout nicht zu überreden war, sich uns anzuschließen. Die beiden anderen kamen mit, aber in erster Linie wohl nur, weil wir vorher Jacken für die kühleren Höhenlagen besorgen wollten. In dem überfüllten Viertel vom Vortag fanden wir nach langem Suchen schließlich für uns Erwachsene angeblich regendichte (!?) dünne leichte gefälschte Markenjacken für 25.000 bzw. 35.000 kolumbianische Pesos, was durch 3517 etwa 7 Euro und 10 Euro entspricht. Genau so etwas hatten wir gesucht! Zusammen mit Fleece und Regenponcho kombiniert kann uns jetzt eigentlich nicht mehr viel passieren. Mal sehen! Ian hatte leider zu lange Arme und Kinderjacken für Romy fanden wir gar nicht, aber immerhin bekam sie eine Leggings zum Drunterziehen unter ihre dünne Pluderhose.
Die anschließende Free Walking Tour war sehr interessant. Wir waren diesmal deutlich mehr Leute (ca. zwanzig). Vom Goldmuseum aus ging es über den Smaragdschwarzmarkt (Wir sahen sogar einen. Ob der echt war?) und an den Ort eines tödlichen Attentats an einem aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten 1948, das Aufstände zur Folge hatte, die die ganzen Straßenzüge drumherum so verwüsteten, dass heute dort nur schmucklose Gebäude der Epoche stehen. Wir besuchten ein kostenloses Museum des berühmten noch lebenden kolumbianischen Malers Fernando Botero, der seine Werke seinen Museen im ganzen Land stiftet und Bilder mit erdickten Menschen malt, z.B. die Mona Lisa. In einem Café in einer sehr engen alten Gasse im Altstadtviertel La Candelaria probierten wir Chicha, ein alkoholisches Getränk aus Apfel, Mais, Kakao, Zimt, Getreide und noch einigem anderen, das erfrischend säuerlich-fruchtig schmeckte und etwas dickflüssig war und aus den halben Schalen einer Frucht getrunken wird. Wir durchstreiften La Candelaria und erfuhren nebenbei Interessantes über den Drogenbaron Pablo Escobar sowie über einen mit Fidel Castro befreundeten Literaturnobelpreisträger, der deshalb 40 Jahre in Mexiko im Exil leben musste, und noch manches anderes in der Art.
Nils hat diese Stadt am besten von allen gefallen!

Der Ort des Attentats 1948.
Der Ort des Attentats 1948.
In dieser kleinen engen Gasse...
In dieser kleinen engen Gasse...
...in diesem bunten Haus...
...in diesem bunten Haus...
...probierten wir (außer Romy wegen des Alkohols) Chicha. Sehr lecker!
...probierten wir (außer Romy wegen des Alkohols) Chicha. Sehr lecker!
Fernando Botero's Mona Lisa. Seine Bilder haben fast alle einen Witz und irgendetwas, was sich bewegt. Hier z.B. der rauchende Vulkan rechts hinten.
Fernando Botero's Mona Lisa. Seine Bilder haben fast alle einen Witz und irgendetwas, was sich bewegt. Hier z.B. der rauchende Vulkan rechts hinten.
Die Familie. Die Schlange und die Äpfel bewegen sich und deuten auf eine Sünde hin, denn der Vater hat zwei Eheringe.
Die Familie. Die Schlange und die Äpfel bewegen sich und deuten auf eine Sünde hin, denn der Vater hat zwei Eheringe.
Ein sehr teures Hotel. Leider nicht ganz was für unser Reisebudget😉
Ein sehr teures Hotel. Leider nicht ganz was für unser Reisebudget😉
Die Plaza de Bolívar, nochmal von der anderen Seite.
Die Plaza de Bolívar, nochmal von der anderen Seite.
La Candelaria bei beginnender Dämmerung.
La Candelaria bei beginnender Dämmerung.

Abends erlösten wir Zoe von der Einöde ihres Hostelzimmers und gingen wieder in das vegane Restaurant. Das Tiramisu sowie der Chiapudding waren ein Traum...

Das Restaurant "De raíz".
Das Restaurant "De raíz".
Chiapudding
Chiapudding
Tiramisú
Tiramisú
Schokokuchen mit veganem Vanille-Orangen-Eis
Schokokuchen mit veganem Vanille-Orangen-Eis