Am Samstag, dem 9.12. klingelte schon um fünf Uhr der Handywecker, da um acht Uhr in Almirante auf dem Festland der Bus abfahren sollte. Pünktlich nach Plan um sechs Uhr saßen wir auf dem Motorboot zur Hauptinsel. Dort musste unser nächstes Motorboot zum Festland erst noch entladen werden, nachdem es eingelaufen war. Es hatte neben Passagieren haufenweise Säcke und zehn Kochbananenstauden geladen. Ein kleiner Junge von vielleicht neun Jahren, der schon mit dem Boot gefahren war, musste fleißig beim Entladen helfen und schleppte die schweren Bananenstauden weg. Unsere Kinder fanden es nicht lustig, als wir ihnen anhand dieses Jungen klarzumachen versuchten, dass sie es noch ziemlich gut haben, weil wir sie nicht um fünf Uhr wecken, damit sie den Rasen mähen oder den Geschirrspüler ausräumen sollen. Diskussionen wären vor diesem Hintergrund doch wirklich nicht nötig!
Wir fuhren von dort um viertel vor sieben los und kamen eine halbe Stunde später in Almirante an. Erst bekamen wir kein Taxi mehr ab und wurden zu Fuß zum Busterminal losgeschickt. Als uns doch ein Taxi aufgabelte, waren wir froh, denn es wäre evtl. mit dem Bus knapp geworden.
Pünktlich um acht Uhr startete der Bus, der uns in zehn Stunden nach Panama City bringen sollte. Nach vier Stunden hatte sich der Bus von Norden nach Südosten eine relativ kurvige Strecke durch
grüne Hügel durchgearbeitet und gelangte auf die Panamericana, wo wir gleich die 2. kurze Rast einlegten. Von da an fuhr der Bus nur noch die Panamericana ostwärts runter, und es regnete die
ganze Zeit. Die Landschaft war recht eintönig: Wiesen, Bäume am Rand... fast wie in Deutschland, nur andere Bäume natürlich. Zwei Stunden später gab es eine einstündige Essenspause an einer
Raststätte, wo es Starkregen gab, danach fuhren wir bis 18.20 Uhr durch. Kurz vorm Ziel überquerten wir den Panamakanal. Es war schon fast dunkel, sodass die erleuchteten Kräne auf dem Wasser ein
hübsches Bild abgaben. Kurz danach fuhren wir am Busbahnhof vor, dessen Anblick uns erschlug. Beim Heranfahren sahen wir etwas unterhalb auf einem Platz, der zu einem Flughafen hätte gehören
können, dutzende von meist modernen Bussen stehen. Wir umfuhren den Platz halb auf einer Ringstraße etwas oberhalb des Platzes und wurden am Eingang einer riesigen Halle über mehrere Ebenen
(wie ein Einkaufszentrum) herausgelassen. Wie in Industriestaaten stand dort ein monströser Weihnachtsbaum. Die Halle hätte auch zu einem Flughafengate gehören können. Am Ende lag eine Fressmeile
mit allen bekannten Fastfoodketten. Nach einem kurzen Imbiss nahmen wir ein Taxi zum schon gebuchten Hostel. Wegen einer Baustelle mussten wir doch noch ein ganzes Stück im Dunklen und bei Regen
herumsuchen. Wir befanden uns wie in Guatemala-City im Bankenviertel. Mit den ganzen Finanztürmen kamen wir uns vor wie in Frankfurt oder einer US-Stadt. Die Stadt wirkt wie erwartet viel
moderner als alle anderen, die wir seit Monaten gesehen haben. Wir sahen auch das erste Mal ein Wohnhochhaus! Nach Wochen, in denen wir uns an andere Standards gewöhnt hatten, erlebten wir
tatsächlich einen kleinen Kulturschock!
Gegen viertel nach acht fanden wir endlich unser Hostel, wo unten drunter eine Szenebar für Geschäftsleute über dreißig liegt, die an diesem Samstagabend gut besucht war. Der Gang, die
Gemeinschaftsküche und die Zimmer, allesamt neu beige gefliest und mit Metall-Glastüren versehen, besaßen den Charme eines modernen Bürotreppenhauses, aber alles war blitzblank sauber und neu.
Beim Einschlafen in unserem alleine gebuchten Fünferdorm war es wegen der Bar recht laut, denn auch hier waren die Fenster so dünn, als wären sie geöffnet. Also wieder Ohropax...
Am nächsten Tag brachte uns ein schedderiges Taxi (die meisten waren neu, aber Nils und Melanie waren fast froh um das alte, so sehr sind wir schon daran gewöhnt!) zur Altstadt Casco Viejo. Sie liegt auf einer kleinen Halbinsel im Pazifik. Bis zum Baubeginn des Kanals 1914 bestand die Stadt nur aus diesem durchs Meer und eine Mauer größtenteils vor Piraten geschützten Viertel. 1671 war durch 1200 Piraten unter Henry Morgan die ursprüngliche Stadt Pamama Viejo 8km nordöstlich geplündert und völlig zerstört worden und wurde hier strategisch günstiger neu errichtet. Von Panama Viejo ist heute leider kaum noch was übrig, da es 300 Jahre als Selbstbedienungsladen für Baumaterial diente und auf Teilen Slums stehen. Wir besichtigten in Casco Viejo u.a. eine Kirche, in der ein goldener Altar steht, der 1671 als einziger Schatz beim Piratenangriff nicht gestohlen wurde, weil ein Priester ihn zuvor angeblich schnell schwarz angepinselt hat, so die Legende. Schwer vorstellbar, da dies ewig gedauert haben muss...
In den drumherum für Autos abgesperrten Präsidentenpalast Palacio de las Garzas wurden sogar alle Touristen reingebeten und von einem Fotografen vor einem Weihnachtsbaum fotografiert. Der Präsident von Panama wohnt aber leider nur oben und ließ sich nicht blicken😉
Zu Fuß gingen wir weiter in ein schedderiges Viertel, welches man abends meiden sollte, wo Ian spontan günstig zum Friseur ging. Gleich nebenan war eine nagelneue U-Bahnstation, von wo aus wir mit einer neuen U-Bahn (Kulturschock!) wieder zu dem monströsen Busterminal Albrook fuhren, um von dort einen Bus zum Besucherzentrum Miraflores am Panamakanal zu nehmen. Dort kann man von Aussichtsplattformen aus die Mirafloresschleuse des Kanals bei der Arbeit beobachten. Wir verfolgten dort über eine Stunde lang die Durchfahrt dreier Schiffe (super interessant!), wobei wir zuvor erst einmal einen Film im Kino über den Bau des Kanals sahen, da draußen aufgrund eines Gewitters mit Starkregen kurz die Welt unterging und vom Containerriesen der Schriftzug "Yang Ming" gerade noch zu erahnen war. Es gab dort noch ein Museum, außerdem natürlich einen Souvenirshop und ein Restaurant, wo die Touristen stolze Preise zahlen durften.
Am nächsten Tag besuchten wir das Multicentro, ein Einkaufszentrum, welches von unserem Hostel quer zwischen ein paar Hochhaushinterhöfen und Straßen durch schnell zu erreichen ist. Dort schauten wir uns im Hard Rock Café um und tauschten in einer Wechselstube unser übriges costaricanisches Geld. Zuvor hatten wir uns über eine Stunde lang in der prallen Sonne deshalb die Hacken abgelaufen, aber keine Bank oder seriöse Wechselstube wollte die Colónes haben! Nun waren wir sehr erleichtert!
Am Dienstag fuhren wir in den Parque Natural Metropolitano, einen Wald in der Stadt, in dem man Eintritt bezahlt und 5km Wanderwege ablaufen kann in der Hoffnung, einige Tiere zu sehen. Wir sahen kleine Nagetiere, ähnlich wie Meerschweinchen, Wasserschildkröten in einem Tümpel, Faultiere und Springaffen hoch oben in den Baumwipfeln sowie dutzende schwarzer großer Raupen auf einem Baumstamm und viele Ameisenstraßen mit sich bewegenden Blätterschnipseln. Es sollte auch noch Leguane, Ameisenbären und Landschildkröten sowie Weißwedelhirsche geben.
Am nächsten Morgen gab es direkt vor unserem Hostel einen Wasserrohrbruch. Zoe stand gerade unter der Dusche, als das Wasser wegblieb. Zum Glück ging es in unserem Zimmer ein paar Minuten später
wieder, aber in der Küche war den ganzen Morgen nichts zu machen, sodass wir unser Frühstücksgeschirr, Pfannen usw. in unser Zimmer balancieren mussten, um es dort in dem Miniwaschbecken
abzuwaschen. Dazu kam dann später noch ein Stromausfall. Nils ließ sich von alldem nicht stören und beobachtete gespannt von der Küche aus die Versuche der Bauarbeiter, an einem Riesenloch in der
Straße den Wasserrohrbruch zu beheben.
Mittags verließen wir mit unseren Rucksäcken das Hostel und machten uns wieder mal zu Fuß zwischen den Wolkenkratzern auf zur Metro in Richtung des großen Albrook-Busterminals. An diesem Tag
entdeckten wir neben dem Riesenbusplatz zwei kleine Türme, die wie Tower aussahen- also war es tatsächlich mal ein Flughafen gewesen, bestimmt aus der Zeit, wo der Kanal und das Gebiet drumherum
noch von den USA verwaltet wurde.
Nachdem wir in dem riesigen Einkaufszentrum neben dem Terminal ein paar der Stunden bis zum Abflug nach Kolumbien totgeschlagen und Mittag gegessen hatten, nahmen wir ein Taxi zu dem kleineren
internationalen Flughafen, da uns genau wie am Tag zuvor alle Leute, die wir nach Bussen fragten, eine andere Auskunft gaben. Die Ausschilderung ist wirklich verbesserungswürdig!
Wir fuhren durch eine sehr heruntergekommene Gegend, in der die Häuser ganz schlimm aussahen und wo noch mit Holzkohle gekocht wurde. Der Taxifahrer verriegelte auch sofort das Fahrzeug von
innen. Anschließend umrundeten wir die Altstadt Casco Viejo, die ja auf einer Halbinsel liegt, auf einer halbkreisförmigen Umgehungsstraße im Pazifik. Wir hatten einen fantastischen Ausblick auf
die Skyline und die Altstadt. Danach überquerten wir wieder wie auf der Hinfahrt den Kanal auf der Puente de Las Américas, einem Teil der Panamericana, und erreichten bald darauf den kleinen
Flughafen der hiesigen Billigairlines. Bis zum Abflug blieben uns noch weit mehr als zwei Stunden, doch es sollte knapp werden!!! Wir stellten uns in eine lange Schlange der Airline Wingo, bei
deren App wir zwei Tage zuvor bei unserer Buchung solange nicht bezahlen konnten, bis Nils eine Viertelstunde lang für 2,49 pro Minute mit deren Callcenter telefonierte und alles über E-Mail
abwickeln musste. Nun durften wir 80,25$ Eincheckgebühr extra bezahlen, weil wir auf unserem Formular keinen Barcode hatten, und Nils verlor etwas die Fassung! Als nächstes wurden wir nach
unserer Ausreise aus Kolumbien gefragt und bekamen erklärt, Kolumbien ließe uns ohne Ausreiseflugreservierung oder -busticket nicht einreisen. Das kam uns ja irgendwie aus Costa Rica bekannt
vor!!! Nur leider war es in Deutschland jetzt nachts und unser Reisebüro würde nicht besetzt sein. Ein englischsprechender, extra herbeigeholter Angestellter meinte, wir könnten selbst online
reservieren und müssten den Flug nicht gleich kaufen, das würde reichen. WLAN gab es nur im Café nebenan, sodass wir dort in aller Eile fünf Flüge reservierten und mehrmals zwischen Café und
Abfertigungshalle hin und herflitzten, wenn wir Probleme mit dem spanischen Formular hatten. Als wir im Grunde fertig waren, verdrückte sich der Angestellte auf dem Handy und alles war weg! Also
nochmal von vorne! Inzwischen verlor Melanie etwas die Fassung! Obwohl wir die Buchung wegen irgendeines Fehlers nicht abschließen konnten und der englischsprechende Angestellte nun unauffindbar
war, genügte dies wohl, und die Dame am Schalter übernahm schnell die Flugdaten. Inzwischen war die Halle schon leer! An der Passkontrolle ging es denn auch ganz fix, weil wohl inzwischen Eile
geboten war, jedoch zerpflückte die Gepäckkontrolle Zoe's Rucksack komplett, da die Kinder ihre etwas kleineren Rucksäcke als Handgepäck mitnahmen, denn Gepäck kostete extra. Wir hatten jedoch
Zoe's Nagelset vergessen!(Noch ziemlich neu und nicht so billig, von Zwilling.) Das wurde jetzt um die zwei Nagelscheren und die Feile erleichtert, und nun verlor Zoe die Fassung! Auch Ian
durfte nur ohne unser Brotschmiermesser und unser 200ml-Mückenspray passieren - da hatten wir einfach nicht dran gedacht, als wir durch das Mitnehmen als Handgepäck etwas Geld sparen
wollten.
Knapp zwanzig Minuten vor dem planmäßigen Abflug gelangten wir endlich ins Gate. Ian war schon seit Stunden am Verdursten, aber der Getränkeautomat im Gate war kaputt. Als wir boarden sollten und uns als Letzte in die schon fast abgearbeitete Schlange einreihten, vermisste Nils seine Bordkarte: das nächste Drama! Eile war geboten, wir suchten fieberhaft seinen Sitzplatz sowie die Stelle vor dem Getränkeautomaten und alles dazwischen ab - nichts! Während wir anderen schon dran waren und unsere Bordkarten vorzeigten, ohne zu wissen, ob wir vielleicht doch gleich hier bleiben müssen, entdeckte Romy sie an einer schwer einsehbaren Stelle, wo sie hingeflattert sein musste, als Nils zum Automaten ging. Romy bekam von uns dafür ein dickes Lob! Als wir endlich im Flugzeug saßen, waren wir geschafft!!!