Granada

Am Dienstag, dem 14.11. fuhren wir weiter nach Granada. Der Busbahnhof war einen halbstündigen (und schweißtreibenden) Fußmarsch vom Hostel entfernt und lag in einem ärmeren Viertel Leóns fast inmitten eines dreckigen und wuseligen Marktes, der rechts und links der Straße stattfand.
Im Bus nach Managua wurden wir durchgehend lautstark mit Musik von Julio Iglésias u.ä. beschallt. Musik in Bussen ist nicht unüblich. Nils und Ian retteten sich in diesem Fall mit Musik aus ihren Handys... In Managua (nicht schön) kamen wir am falschen Busbahnhof an (auch mitten in einer Marktstraße) und fragten den Taxifahrer leider erst nach dem Preis zum anderen Busbahnhof, als wir schon losfuhren, sodass er uns für die kurze Fahrt 15$ abknöpfte. Für die 45km nach Granada bezahlten wir hingegen im klimatisierten Bus 1$ pro Person.

Nach einer etwas umfangreicheren Hostelsuche im Dunklen kamen wir wieder in einem Hostel mit Pool im Innenhof unter, diesmal sogar in zwei Zimmern. Wir konnten allerdings nur zwei statt vier Nächten bleiben und hätten nach der ersten Nacht die Zimmer wechseln müssen. So zogen wir am nächsten Vormittag in ein nahes anderes Hostel mit einem noch schöneren Innenhof und größeren Pool um. Den Tag erkundeten wir Granada zu Fuß und mittels einer Touri-Kutschfahrt. (Die Mädels waren begeistert, und wir kamen uns etwas dekadent vor. Nils fühlte sich wie die Queen😉) Die Stadt gefiel uns sehr, da sie eine sehr schöne Kolonialstadt mit einem etwas erhabeneren Flair ist, die auch durchaus in Spanien stehen könnte. Sie hat prächtige schön restaurierte Gebäude (mehrfach durch Piraten u.ä. zerstört und stets originalgetreu aufgebaut!), teure Hotels und die beiden reichsten Familien Nicaraguas haben dort Häuser, eine Ex-Präsidentenfamilie und der Fabrikant des führenden Rums Flor de Caña sowie der führenden Biere Toña und Victoria, deren Werbung allgegenwärtig ist. Granada ist sauberer, stinkt nicht nach Abgasen und hat heilere Straßen und Gehwege als woanders. Allerdings sind die Hostels dort auch etwas teurer... Granada liegt direkt an dem riesigen Nicaraguasee, der ca. ein Zehntel der Fläche des Landes auszumachen scheint. Allerdings ist die Straße dorthin nicht schön und etwas einsamer und das Ufer wirkt etwas vernachlässigt mit keinerlei Infrastruktur außer einem einsamen Pier, was uns verwunderte. In Europa wäre die tolle Lage sehr viel vorteilhafter ausgenutzt worden.
Die Kutschfahrt beinhaltete sogar noch einen Besuch im Mansion de Chocolate, einem Schokomuseum. Die Verköstigung am Ende war natürlich das Beste😋
Übrigens sieht man in Nicaragua ziemlich häufig Kutschen, und zwar nicht nur Spaßkutschen für Touris! Daran sieht man vielleicht, dass Nicaragua nach Haïti das zweitärmste Land der westlichen Hemisphäre sein soll, was sonst nicht so auf uns wirkt, wenn man z.B. den viel besseren Zustand der Straßen als in Guatemala und El Salvador bedenkt.

Unser schickes Hostel. Der Innenhof war ein Traum!
Unser schickes Hostel. Der Innenhof war ein Traum!
Bremer Stadtmusikanten! Mit Ian dazwischen klappte es leider nicht mehr.
Bremer Stadtmusikanten! Mit Ian dazwischen klappte es leider nicht mehr.
Der Pier am Nicaraguasee - alles etwas trist
Der Pier am Nicaraguasee - alles etwas trist
Weiter rechts des Piers, hinten beginnen die Miniinselchchen "Las Isletas"
Weiter rechts des Piers, hinten beginnen die Miniinselchchen "Las Isletas"
Vor der Kutschfahrt. Ian wollte eigentlich nicht mit aufs Foto.
Vor der Kutschfahrt. Ian wollte eigentlich nicht mit aufs Foto.
Der Baustil in Granada
Der Baustil in Granada
Im Schokoladenmuseum (kombiniert mit sauteurem Hotel) "Mansion de Chocolate" durfte Romy eine Kakaoschote von einem dort drin wachsenden Baum (im Innenhof, den alle Häuser hier haben) pflücken.
Im Schokoladenmuseum (kombiniert mit sauteurem Hotel) "Mansion de Chocolate" durfte Romy eine Kakaoschote von einem dort drin wachsenden Baum (im Innenhof, den alle Häuser hier haben) pflücken.
Hier durfte sie die Bohnen mahlen. Rechts sieht man eine geöffnete Schote, deren Bohnen in dem weißen Fruchtfleisch versteckt sind. Früher haben die Indianer nur das Fruchtfleisch um die Bohnen abgelutscht. Wir durften auch probieren. Es schmeckte säuerlich und lecker, aber Zoe mochte es nicht.
Hier durfte sie die Bohnen mahlen. Rechts sieht man eine geöffnete Schote, deren Bohnen in dem weißen Fruchtfleisch versteckt sind. Früher haben die Indianer nur das Fruchtfleisch um die Bohnen abgelutscht. Wir durften auch probieren. Es schmeckte säuerlich und lecker, aber Zoe mochte es nicht.
Ein Kakaobaum
Ein Kakaobaum
Das Toña-Bier, das hier in jedem Restaurant auf der Karte steht.
Das Toña-Bier, das hier in jedem Restaurant auf der Karte steht.

Donnerstag unternahmen wir eine geführte Bootstour zu den Isletas, 365 Miniinseln im Nicaraguasee fast direkt vor Granada. Sie sind entstanden, als der nahe Vulkan Mumbacho vor 10.000 Jahren bei einem Ausbruch explodierte, auseinanderbrach und die Brocken ins Wasser fielen. Seitdem ist er nur noch halb so hoch. Die meisten Inselchen sind in Privatbesitz, drei gehören dem o.g. Rum- und Bierfabrikanten mit Hubschrauberlandeplatz, auf einigen sind Restaurants, auf vielen steht ein schickes Häuschen und das Ufer ist befestigt (hochgemauert). Für 100.000$ ist noch eine zu haben... Teilweise wohnen dort auch sehr arme Leute, denen das Land nicht gehört. Auf zwei Inseln leben Affen (Kapuzineräffchen und etwas Größere), die sofort auf den Bäumen vor den Booten herumkletterten in Erwartung von Essen. Wir waren ganz entzückt.

Startklar!
Startklar!
Der Vulkan Mumbacho vom See aus
Der Vulkan Mumbacho vom See aus
Hier eine größere Insel
Hier eine größere Insel
So klein waren die meisten Inseln
So klein waren die meisten Inseln
Die Kapuzineräffchen turnten abenteuerlich in den Bäumen vor dem Boot herum, da sie auf Essen hofften.
Die Kapuzineräffchen turnten abenteuerlich in den Bäumen vor dem Boot herum, da sie auf Essen hofften.
Auf der zweiten Affeninsel waren weniger (und andere) Affen
Auf der zweiten Affeninsel waren weniger (und andere) Affen
Unser Guide Miguel pflückte uns Blüten in Schoten von einem Baum am Ufer, deren Schoten man abstreifen oder durch Reiben auseinandergehen lassen kann. Darunter entfaltet sich dann diese tolle Blüte.
Unser Guide Miguel pflückte uns Blüten in Schoten von einem Baum am Ufer, deren Schoten man abstreifen oder durch Reiben auseinandergehen lassen kann. Darunter entfaltet sich dann diese tolle Blüte.
Diese Bananenchips (Platanitos) gibt es hier an jeder Straßenecke (und in jedem Bus😉) zu kaufen. An Ständen bekommt man sie mit Chilisoße und Krautsalat oben drüber. Von Chipsmarken werden sie in Supermärkten auch industriell vertrieben. Sie sind sehr lecker!!!
Diese Bananenchips (Platanitos) gibt es hier an jeder Straßenecke (und in jedem Bus😉) zu kaufen. An Ständen bekommt man sie mit Chilisoße und Krautsalat oben drüber. Von Chipsmarken werden sie in Supermärkten auch industriell vertrieben. Sie sind sehr lecker!!!

Freitagabend fuhren wir mit demselben Guide und seinem Kumpel, der Taxi fährt, zunächst zur Laguna de Apoyo, einem nahe gelegenen Kratersee, der wunderschön liegt (sogar Brüllaffen soll es in dem Wald drumherum geben) und für die Indianer heilig war. Das Wasser war entgegen unserer Erwartungen (Bergseen sind immer kalt.) unglaublich warm, fast wie in einer Badewanne, bestimmt mehr als 30°C! Es schmeckte etwas salzig, was wahrscheinlich an dem hohen Mineralgehalt liegen wird. Auch Blasen stiegen zuweilen hoch. In der Gegend gibt es heiße Quellen, offensichtlich existierten auch unter dem See welche. Wir planschten ausgiebig bis kurz vor Sonnenuntergang, bevor wir direkt zur nächsten Attraktion weiterfuhren, dem Volcán Masaya, dem aktivsten Vulkan Nicaraguas. Von den Spaniern wurde er Tor zur Hölle genannt und zur Besänftigung ein Kreuz auf einer Klippe aufgestellt, welches heute noch existiert. Er ist beständig am Brodeln. Aufgrund der laxen Bestimmungen Nicaraguas wurde trotz allem ein Nationalpark eingerichtet mit einem Besucherparkplatz und einer Aussichtsplattform direkt am Rand des brodelnden Kraters. Diese Attraktion, die wir extra bei Dunkelheit aufsuchten, durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wer sieht schon echte Lava!? Zunächst standen wir allerdings am Nationalparkeingang im Stau! Oben war der Parkplatz dementsprechend voll und an der Plattform standen wir zuerst in zweiter Reihe. Man sah zunächst nur Rauch und einen orangenen Schein im Krater, aber eine Ecke hinter dem Fels des Kraters glühte orange und waberte etwas (wie im Film) - Lava! Man hörte auch stets leises Brodeln. Das war super eindrucksvoll und wir schossen tausend Fotos. Zum Glück fiel das Handy nicht in den Krater😉.

Die Laguna de Apoyo, eins der Naturwunder Nicaraguas, umgeben von tropischem Wald mit Brüllaffen
Die Laguna de Apoyo, eins der Naturwunder Nicaraguas, umgeben von tropischem Wald mit Brüllaffen
In der Badewanne
In der Badewanne
Nachher ging die Sonne unter
Nachher ging die Sonne unter

Am Samstag verbrachten wir einen faulen Tag am Pool. Zwischendurch ging Nils zum Friseur und bezahlte 50 Cordobas. 35 Cordobas sind 1 Euro, also waren es nicht mal 1,50 Euro!

Zum Sonnenuntergang stiegen Ian und Melanie auf den Glockenturm der Iglesia Merced, von wo aus man einen schönen Ausblick über Granada hat.

Nils bei der Barbería
Nils bei der Barbería
Auf der Iglesia Merced, im Hintergrund die Kathedrale und der Nicaraguasee
Auf der Iglesia Merced, im Hintergrund die Kathedrale und der Nicaraguasee

Sonntag wollten wir einen Bus zu einem der Pueblos Blancos (weiße Dörfer), nämlich Catarina, nehmen und dort einen Mirador (Aussichtspunkt) aufsuchen, von dem aus man die Laguna de Apoyo sehen soll. Kaum waren wir losgegangen, liefen wir unserem Guide der letzten beidenTouren, Miguel, über den Weg, der sogleich ein Geschäft für seinen Taxifahrerkumpel Tobia (auch von neulich) klarmachte. Er selbst wollte irgendwie auch mitkommen, hoffte wohl auf ein kleines Trinkgeld und mochte uns vielleicht auch. So nahmen wir wie immer hier die Mädels im Taxi auf den Schoß und fuhren zu siebt nach Catarina. Dort war vor dem Mirador ein Riesenbetrieb an Verkäufern und einheimischen Ausflüglern. Auch Reitpferde standen dort rum, und wir wurden sofort von mehreren Anbietern bestürmt. Miguel handelte von 5$ pro Person auf 4$ für beide Mädchen auf einem Pferd runter. Der Pferdeführer kam schon nach 8 statt 15 Minuten vom Ausritt zurück und wollte auf einmal doch 5$ haben, doch wir blieben hart und schickten ihn nochmal los. 

Mit Miguel auf dem Mirador in Catarina mit Blick auf die Laguna de Apoyo
Mit Miguel auf dem Mirador in Catarina mit Blick auf die Laguna de Apoyo
Die Laguna de Apoyo
Die Laguna de Apoyo
Im Hintergrund der Vulkan Mumbacho, bei dessen Ausbruch die Isletas entstanden
Im Hintergrund der Vulkan Mumbacho, bei dessen Ausbruch die Isletas entstanden
Nach den ersten acht Minuten des Ausritts,-)
Nach den ersten acht Minuten des Ausritts,-)

Ein Stück weiter brüllte ohrenbetäubende Musik von einer leeren Bühne. Auch in einigen Restaurants und Geschäften hatten wir schon erlebt, dass hier offensichtlich ein anderes Verständnis von passender Lautstärke als Untermalung vorherrscht, sodass man sich beim Essen und Einkaufen mitunter anbrüllen muss. Miguel wollte offensichtlich gerne einen Milkshake und zeigte uns eine Shakebude nahe der Bühne, sodass wir vier Shakes springen ließen, denn die Kinder wollten natürlich auch einen! Miguel betrachtete uns wahrscheinlich als Geldesel, doch er tat uns  leid. Mit seinen 26 Jahren arbeitete er schon seit 12 Jahren und besaß als Guide nicht mal ein Handy. So bekam er am Ende noch ein kleines Trinkgeld, bevor wir uns voneinander verabschiedeten.

Als wir alle Shakes hatten, suchten wir schnell das Weite wegen der ohrenbetäubenden Musik
Als wir alle Shakes hatten, suchten wir schnell das Weite wegen der ohrenbetäubenden Musik

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter an die südliche Pazifikküste. Die Karibik (Corn  Islands) hatten wir nach längerem Überlegen schweren Herzens verworfen, da die Infrastruktur dort(hin) schlecht ist (z.B. eine sechsstündige. Bootsfahrt auf überladenen Booten) und außerdem das Gebiet unsicherer ist. Kurzfristige Flüge zu den Corn Islands hatten wir leider auch nicht gefunden.🙁

Upps, fast vergessen: Hier natürlich noch ein Foto von der Lava (gelb) und dem Rauch (rot) des Vulkans Masaya am Freitagabend. Leider gab die Handykamera nicht mehr her. Man konnte die Lava wirklich als solche erkennen!
Upps, fast vergessen: Hier natürlich noch ein Foto von der Lava (gelb) und dem Rauch (rot) des Vulkans Masaya am Freitagabend. Leider gab die Handykamera nicht mehr her. Man konnte die Lava wirklich als solche erkennen!