Santa Ana

Am Montag (30.10.) suchten wir eine Travel Agency auf, da wir überlegten, evtl. lieber nicht mit öffentlichen Bussen nach Santa Ana zu fahren, denn in den Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes stand, diese würden aufgrund von  Schutzgelderpressungen manchmal überfallen. Der Shuttlebus für 20$ p.P. wäre jedoch erst DI gefahren, Taxi hätte 125$ gekostet und der sehr hilfsbereite Mann der Travel Agency schrieb uns die Busverbindung auf und meinte, Überfälle kämen nur im Dunklen vor.
So fuhren wir erst eine Stunde lang 55 km nach San Salvador, stiegen dort mithilfe eines sehr hilfsbereiten Schutzmannes mit einem Riesengewehr um, fuhren zu einem anderen Busbahnhof und fuhren anschl. die restlichen 70km nach Santa Ana, alles für 3,30$ p.P.
In Santa Ana, einer sehr wuseligen, lauten, dreckigen und nach Abgasen stinkenden Stadt voll kaputter Straßen und Gehwege kamen uns nicht wie sonst überall Taxifahrer wie Heuschrecken entgegengesprungen (Toll, dann wenn man sie mal braucht, denn unser Hostel war eine Ecke weg.), weshalb wir uns zunächst in der sengenden Hitze mit unserem sperrigen Rucksäcken die vollen Gehwege längsschlängelten. Dann witterte aber doch ein findiger Taxifahrer sein Geschäft und erlöste uns. Das Hostel hatte zum Glück noch etwas frei, allerdings musste eine andere Dame in Abwesenheit kurzerhand für uns ihr Vierbettzimmer räumen, in ein kleineres umziehen und wurde spätabends vor vollendete Tatsachen gestellt.
Das Hostel war offensichtlich mal ein Herrenhaus und hat unten das Ambiente eines etwas heruntergekommenen Salons aus den 50er Jahren mit leiser Klaviermusik und einem schicken Interieur. Als wir dort frühabends Karten spielten, Ian barfuß und mit Selterflasche dabei, wunderten wir uns wieder mal, wozu das alles seinen Sinn hat, noch dazu mehrere Tische mit frischen Blumen drauf, bei so wenig Hostelgästen ohne Frühstücksangebot. Auf einmal kamen andere Leute rein, die Karten in die Hand gedrückt bekamen. So saßen wir in einem feinen Restaurant und mussten ziemlich über uns lachen. Ian zog sich erstmal Schuhe an und wir bestellten uns dankbar was zu essen , denn wir hatten in unserer Gegend vergebens ein Restaurant  gesucht und vermieden es, noch im Dunklen draußen zu weit herumzulaufen, da  es dann zu gefährlich ist. Zu unserer Entschuldigung müssen wir sagen, dass von außen nichts nach Restaurant aussieht. Das Essen unseres "Herbergsvaters" war übrigens sehr sehr gut, wie in einem Sternerestaurant, sodass wir es uns auch die nächsten Abende dort gut gehen ließen. So wie die Küche aussah, war dies übrigens sehr erstaunlich. Der größte Knüller war die Mikrowelle, bei der ein Großteil der Glasscheibe fehlte! 

Der "Salon" unseres Hostels
Der "Salon" unseres Hostels
Hostel und Restaurant von außen - eher "unauffällig"
Hostel und Restaurant von außen - eher "unauffällig"
Der Garten war ein Hochsicherheitstrakt - in die meterhohe Mauer waren sogar Glasscherben eingearbeitet!
Der Garten war ein Hochsicherheitstrakt - in die meterhohe Mauer waren sogar Glasscherben eingearbeitet!

Am Dienstag fuhren wir per Bus ins nahe Chalchuapa (wieder laut, dreckig und mit abgasverpesteter Luft), da dort die bedeutendsten Mayaruinen El Salvadors zu finden sind, Reste der Mayasiedlung Tazumal, die sich sogar Che Guevara 1954 angesehen hat, wovon ein Denkmal mit seiner Büste zeugt. Die Ruinen liegen direkt hinter einer Wohnstraße nahe des Ortskerns und waren recht schnell angesehen, auch da man leider nicht reingehen durfte. 

Tazumal
Tazumal
Wir wandelten auf den Pfaden Ches...
Wir wandelten auf den Pfaden Ches...
Besonders Ian war fasziniert
Besonders Ian war fasziniert

Später besuchten wir in Santa Ana eine neue Mall und waren erschüttert über den dort besonders krass zutage tretenden Gegensatz zwischen Arm und Reich: wenige Blöcke entfernt kaputte zugemüllte armselige Straßenzüge, eine noch nicht mal asphaltiert, und wie aus einer anderen Welt auf einmal dieses El Dorado der High Society des Landes, kürzlich aus dem Boden gestampft mit nagelneuen Zufahrtsstraßen drumherum, mit Preisen, die auch hierzulande z.T. teuer wären.

Mittwoch fuhren wir in den Parque Nacional Los Vulcanes, in dem es drei Vulkane gibt. Mit dem Bus kann man von Santa Ana aus in zwei Stunden auf den Gipfel des ältesten, grünen, inaktiven Vulkans Cerro Verde auf 2030m rauffahren. Der Gipfel ist voll von Bussen, Menschen und Ständen. Es gibt sogar einen Spielplatz und Toiletten, die zwar Geld kosten, wo aber das fließende Wasser nicht funktioniert, was hier jedoch durchaus normal zu sein scheint, wie am routinierten Umgang der Einheimischen mit Wasserfass und Schöpfeimer zu merken war. In Panajachel am Lago Atitlán in Guatemala gab es bei derselben Prozedur  aber wenigste Seife...
 Egal, von dort hat man eine beeindruckende Aussicht auf den einen Nachbarvulkan Santa Ana (2365m) sowie auf den riesigen Kratersee Lago de Coatepeque, dessen Ufer von der Elite San Salvadors so gut wie zugebaut ist. Da dort oben (wie eigentlich überall) keine Ausschilderung existiert, fanden wir trotz intensiven Durchfragens nicht den Aussichtspunkt für den dritten Vulkan, Vulcano Izalco (1910m), der uns am meisten interessiert hätte, da er am jüngsten ist und karg und steil in die Landschaft ragt.
Leider hatten wir aufgrund der Herumsucherei keine Zeit mehr für einen Besuch am Kratersee  und fuhren offensichtlich in einem Schulbus inmitten einer Klasse mit einigen Lehrerinnen zurück. Ein hilfsbereiter Einheimischer hatte uns den Bus vermittelt, da er früher fuhr als unser Linienbus. Dafür wurden wir unten an der Panamericana, einer Schnellstraße von Alaska bis Feuerland, rausgelassen, durften die vierspurige Straße überqueren (in der Mitte war extra eine Lücke), über eine Ausfahrt hinweghuschen und dort auf einen Bus warten. Auch wenn hier (wie sonst auch) kein Haltestellenschild war, war dies wohl eine, denn es hielten mehrere Busse, die Fahrgäste rein- und rausließen. An der A7 können wir uns dies alles nur schwer vorstellen.

Der Vulkan Santa Ana vom Cerro Verde aus
Der Vulkan Santa Ana vom Cerro Verde aus
Der Kratersee Lago de Coatepeque vom Cerro Verde aus
Der Kratersee Lago de Coatepeque vom Cerro Verde aus
Der Rundweg auf dem Gipfel des Cerro Verde
Der Rundweg auf dem Gipfel des Cerro Verde
Nochmal der Santa Ana
Nochmal der Santa Ana
In solchen Bussen ist man in El Salvador unterwegs - meist mit Jesus-Beschriftungen so wie hier, teilweise auch drinnen oder auch mit Bildern von Jesus oder Maria
In solchen Bussen ist man in El Salvador unterwegs - meist mit Jesus-Beschriftungen so wie hier, teilweise auch drinnen oder auch mit Bildern von Jesus oder Maria
An der Haltestelle an der Panamericana - links die Abfahrt, rechts des LKWs der Durchgang über die Fahrbahnen!
An der Haltestelle an der Panamericana - links die Abfahrt, rechts des LKWs der Durchgang über die Fahrbahnen!

Am nächsten Tag sollte es weitergehen an die Küste im Südosten des Landes, wo es Sandstrand geben soll.